20 Jahre Adimmo – ein Rück- und Ausblick
In diesem Jahr feiert die Adimmo AG ihr 20-jähriges Jubiläum. Im Interview mit dem Geschäftsleitungsvorsitzenden Ralf Bendzulla lassen wir die wichtigsten Momente Revue passieren und erörtern die Perspektiven für die nähere und fernere Zukunft.
Wenn Sie auf die Geschichte des Unternehmens zurückblicken, welche Meilensteine stechen für Sie besonders heraus?
R. Bendzulla: Wenn man selbst mitten im Geschehen steht, sind Meilensteine oft gar nicht als solche zu erkennen. Von grosser Bedeutung war sicher, dass wir in den Jahren 2005 und 2006 für unsere operativen Leistungen im Portfoliomanagement und in der Bewirtschaftung erstmals umfassende Prozesse definierten. Was wir vorher als einzelne Leistungsversprechen in individuellen Verträgen vereinbarten, wurde neu strukturiert und visualisiert. Damit schufen wir die Grundlage, um alle Mitarbeitenden auf einen Kurs einzuschwören und klar zu kommunizieren, wofür wir eigentlich stehen.
Zur gleichen Zeit stellten wir unseren Betrieb auf eine Branchen-Software um, mit der nur wenige, wirklich qualifizierte Anbieter arbeiten. Eine Lösung, welche die Spreu vom Weizen trennt, wenn Sie so wollen. Damit machten wir einen erheblichen Schritt nach vorne. Ebenfalls im Jahr 2006 entwickelten wir für eine unserer Hauptkundinnen eine Diversifizierungsstrategie. Diese hatte zur Folge, dass wir aus der Kernregion rund um Basel ausbrachen, was uns neue Marktzugänge eröffnete.
Ganz allgemein veränderte die Markteinführung des ersten iPhones im Jahr 2007 aus meiner Sicht vieles. Plötzlich hielten neue Begehrlichkeiten wie «einfacher, schneller und direkter» in den Alltag Einzug, was auch auf unsere Branche und uns als Anbieter grossen Einfluss hatte. Ebenfalls 2007 trat die Führungsmannschaft aus der Gründungszeit ab, was eine deutliche Veränderung innerhalb des Unternehmens mit sich brachte. 2012 konnten wir einen massiven Volumensprung in der Bewirtschaftung machen, mit 30 Prozent mehr Mandaten und 25 Prozent mehr Personal. Wir bewerkstelligten das Onboarding in nur einem halben Jahr, was uns noch einmal einen spürbaren Schub gab.
Was sind die grössten Veränderungen, die Sie in der Zeit mit der Adimmo AG erlebt haben?
Insgesamt hat sich unsere Branche von der früher typischen kaufmännischen Ausbildung entfernt und wir sehen heute ein höheres Bildungsniveau. Nachdiplomstudiengänge und Fachhochschulausbildungen für das Real Estate Management werden erst seit einigen Jahren in dieser Form angeboten. Ein bedeutender Impuls kam in diesem Zusammenhang sicher durch die Gründung des Curem in Zürich. Man kann das mit drei Schlagworten zusammenfassen: Professionalisierung, Industrialisierung und Digitalisierung.
Dabei spielt der Mensch eine wesentliche Rolle, und das Spannungsfeld, für das er steht. Einerseits ist er unsere wertvollste Ressource, andererseits aber auch unsere grösste Herausforderung. Die Frage nach seiner Lern- und Veränderungsbereitschaft wird uns noch lange beschäftigen, denn aufgrund von Zeit- und Kostendruck steigen die Anforderungen an die Effizienz. Früher konnte man dem Faktor Mensch noch mehr Raum geben, das hat in meiner Wahrnehmung in der jüngeren Vergangenheit stark gelitten.
Bei der von Ihnen angesprochenen Digitalisierung handelt es sich um keine abgeschlossene Veränderung, sondern um einen noch laufenden Vorgang, den wir hautnah erleben. Was erwarten Sie in diesem Zusammenhang für die nächsten Jahre?
Ich erwarte noch mehr unterstützende Technologien, speziell für sich wiederholende Prozesse in Liegenschaften. Das viel zitierte Internet of Things wird dafür sorgen, dass die Technik noch besser mit uns kommunizieren wird, beispielsweise indem sie selbst den Impuls für notwendige Wartungsarbeiten gibt. Gleichzeitig wird sich in rechtlicher Hinsicht einiges ändern müssen. Ich gehe etwa davon aus, dass Mietverträge bald nicht mehr physisch unterschrieben werden müssen, sondern digital signiert werden.
Die Digitalisierung hat uns auch ermöglicht, sehr schnell auf die veränderte Situation durch die Ausbreitung des Corona-Virus zu reagieren. Wohnen ist eines der Grundbedürfnisse des Menschen, entsprechend hat unsere Arbeit auch eine sozialpolitische Komponente. Wir betreuen in der Region Basel über 3000 Wohnungen, dieser Verantwortung können wir uns nicht entziehen. Deswegen haben wir in zusätzliche Infrastruktur investiert und sind heute so ausgestattet, dass jeder von zuhause aus arbeiten kann und wir unsere Leistung weiter wie gewohnt erbringen.
Wie lauten Ihre Ziele für die Adimmo AG die nächsten 20 Jahre?
Eine grosse Herausforderung wird sein, technisch und mental Schritt zu halten um für alle Erwartungen gewappnet zu bleiben. Ganz konkret streben wir im Portfoliomanagement Akquisitionen an, um Wachstum durch Übernahmen zu generieren. Für die Bewirtschaftung können wir uns das auch in anderen Regionen der Schweiz vorstellen.
Wenn Sie einen Wunsch für die Immobilienbranche ganz allgemein frei hätten – wofür würden Sie sich entscheiden?
Ich würde mir mehr Innovationsbereitschaft für unsere Branche wünschen. Dass in der Immobilienwirtschaft sehr viel Kapital vorhanden ist und es uns allen noch immer ausgezeichnet geht, hat in den letzten Jahren viel ermöglicht, aber auch viel verhindert. Wer nicht zu Innovation gezwungen ist, muss sie aus eigenem Antrieb suchen. Genau diese Motivation wünsche ich allen Akteuren in unserer Branche, damit mehr gemeinsame Ziele entdeckt werden, die uns helfen, unsere Prozesse weiter zu verschlanken.